Illustration for Snow White page 1

Schneewittchen von Die Brüder Grimm

Es war einmal, mitten im Winter, da fiel der Schnee wie Federn vom Himmel. Eine Königin saß an ihrem Palastfenster, das einen schwarzen Rahmen hatte, und nähte die Hemden ihres Mannes. Während sie nähte und den Schnee betrachtete, stach sie sich in den Finger. Drei Tropfen Blut fielen auf den Schnee. Das Rot sah so hübsch auf dem Weiß aus, dass sie dachte: „Ich wünschte, ich hätte ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie dieses Holz.“ Bald darauf bekam sie eine Tochter, die so weiß wie Schnee, mit Wangen so rot wie Blut und Haaren so schwarz wie Ebenholz war. Sie nannte sie „Schneewittchen“. Leider starb die Königin bald darauf. Etwa ein Jahr später heiratete der König erneut. Seine neue Frau war sehr schön, aber auch stolz und eitel. Sie konnte es nicht ertragen, dass jemand schöner war als sie. Sie hatte einen Zauberspiegel. Wenn sie vor ihm stand und fragte: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ antwortete er: „Die Königin ist die Schönste.“ Das machte sie glücklich, denn sie wusste, dass der Spiegel immer die Wahrheit sagte. Das kleine Schneewittchen wuchs heran und wurde immer schöner. Als sie sieben Jahre alt war, war sie schöner als die Königin. Als die Königin ihren Spiegel erneut fragte: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ antwortete er: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr.“ Diese Antwort machte die Königin sehr wütend und eifersüchtig.

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