Dornröschen von Charles Perrault

Es war einmal ein König und eine Königin, denen nur eine Sache auf Erden fehlte, um sie vollkommen glücklich zu machen. Der König war jung, gutaussehend und wohlhabend. Die Königin hatte ein Wesen, das so gut und sanft war, wie ihr Gesicht schön war. Sie liebten einander innig, da sie aus Liebe geheiratet hatten, was bei Königen und Königinnen nicht immer der Fall ist. Außerdem regierten sie über ein friedliches Königreich, und ihr Volk war ihnen ergeben. Was könnten sie sich noch mehr wünschen? Nun, sie wünschten sich eine Sache sehr dringend, und der Mangel daran betrübte sie mehr, als Worte ausdrücken können. Sie hatten kein Kind. Gelübde, Wallfahrten und alle möglichen Wege wurden versucht. Doch lange Zeit kam nichts dabei heraus, und besonders die arme Königin war verzweifelt. Endlich, zu ihrer eigenen und der unbeschreiblichen Freude ihres Mannes, gebar sie eine Tochter. Sobald die Kanonen des Palastes dieses Ereignis verkündeten, geriet die ganze Nation in Begeisterung. Überall wehten Fahnen, Glocken läuteten, bis die Türme wackelten, Menschenmengen warfen ihre Hüte in die Luft und jubelten. Die Soldaten präsentierten das Gewehr, und selbst Fremde, die sich auf der Straße begegneten, umarmten sich und riefen: „Unsere Königin hat eine Tochter! Ja, ja, unsere Königin hat eine Tochter! Lang lebe die kleine Prinzessin!“ Ein Name musste für das königliche Baby gefunden werden. Der König und die Königin, nachdem sie viele Namen diskutiert hatten, entschieden sich schließlich, sie Aurora zu nennen, was Die Morgenröte bedeutet. Die Morgenröte selbst, dachten sie, war nie schöner als dieses ihr Liebling. Die nächste Aufgabe war natürlich, eine Taufe abzuhalten.